Kochel am See – Ein großer Waldbrand im Bereich Jochberg/Graseck hält seit der Silvesternacht die Einsatzkräfte im Loisachtal in Atem. Wanderer aus München hatten das Feuer entfacht.
Bürgermeister Thomas Holz war die ganze Nacht auf den Beinen. Sein frohes neues Jahr habe genau ein paar Minuten gedauert, sagte er am Sonntagmorgen. Dann ging der Bergwachtpiepser. Denn alles begann kurz nach Mitternacht mit einem Rettungseinsatz. Nach Angaben der Polizei waren zwei Münchner (32 und 36 Jahre alt) am Silvesterabend vom Kesselberg aus zu einer Wanderung aufgebrochen, um den Jahreswechsel auf dem Jochberg zu feiern. In der Nacht ist das nicht ungefährlich. Der Jüngere der beiden ist abgestürzt, berichtet Anton Huber, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd. Etwa 100 Meter tief rutschte der 32-Jährige ab und blieb dann liegen. Glücklicherweise hat er sich aber nur das Bein gebrochen, sagt Huber.
Via Handy wurde die Bergwacht alarmiert. Diese rückte unterstützt von Kräften der Kochler Feuerwehr gegen 0.15 Uhr aus. Vor Ort entdeckten die freiwilligen Helfer nicht nur den Verletzten, sondern auch die um sich greifenden Flammen. Die Feuerwehr hat uns dann auch sehr drastisch geschildert, was da oben los ist, sagt Bürgermeister Holz.
Augenzeugin: Erst komisches Licht am Berg gesehen
Die Flammen im schwer zugänglichen Bergwald waren weit zu sehen. Die Schlehdorferin Johanna Wohlfart war gegen Mitternacht zwischen Schlehdorf und Großweil unterwegs. Von dort aus hatte ich einen guten Blick auf den Jochberg, sagt sie. Wir haben uns erst gewundert, was das für ein komisches Licht am Berg ist aber dann wurde es immer größer und größer.
Wie es zu dem Brand kam, ist derzeit unklar. Anfangs hieß es, einer der beiden Wanderer habe ein Signalfeuer entzündet, um die Retter auf sich aufmerksam zu machen. Ob das den Tatsachen entspricht oder ob die beiden Münchner möglicherweise schon vorher ein Lagerfeuer entfacht hatten, das auf dem staubtrockenen Untergrund außer Kontrolle geriet, muss nun die Kripo ermitteln.
Als erstes wurde der Verletzte aus dem kaum zugänglichen Gelände gebracht. Er befindet sich momentan in der Murnauer Unfallklinik. Währenddessen lief im Tal bereits der Großeinsatz an. Landrat Josef Niedermaier wurde alarmiert, der gegen 2 Uhr vor Ort eintraf. Die Einsatzkräfte versuchten erst einmal, sich einen Überblick zu verschaffen: Auf der Webcam am Herzogstand konnte man sehen, wie groß der Brand schon ist, und dass er sich ausbreitet, sagt Murböck. Es sei schnell klar gewesen, dass ein massiver Einsatz nötig sein wird, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Nach kurzer Beratung verständigte Landrat Niedermaier das Innenministerium. Wir haben das abgesprochen und dann den Katastrophenfall ausgerufen, schildert Niedermaier. Das war um 3.40 Uhr. Murböck wurde zum Örtlichen Einsatzleiter bestellt, im Landratsamt bezog die Führungsgruppe Katatstrophenschutz Stellung.
Fast im Minutentakt pendelten die Hubschrauber zwischen Walchensee und Einsatzort
Die ganze Nacht wurde der Hubschraubereinsatz organisiert und koordiniert. Bei Tagesanbruch konnten wir dann alles hochfahren, sagt Murböck. Bereits am frühen Vormittag waren fünf Hubschrauber im Einsatz darunter zwei österreichische Privatmaschinen, ein Hubschrauber der österreichischen und zwei der bayerischen Polizei. Ein dritter Polizeihubschrauber und eine Maschine der Bundeswehr waren im Anflug alle ausgerüstet mit Außenlastbehältern. Fast im Minutentakt pendelten die Hubschrauber zwischen dem Walchensee, um Wasser aufzunehmen, und der Einsatzstelle am Graseck.
Dichte Rauchschwaden lagen über der gesamten Bergkette. Selbst im Tal war der beißende Geruch deutlich wahrnehmbar. Von der Kesselbergstraße aus konnte man zwischen den Bäumen auch immer wieder Flammen auflodern sehen, wenn ein Windstoß ins Unterholz fuhr. Die B11 war zu diesem Zeitpunkt bereits für den Verkehr gesperrt. Anders geht es nicht, weil die Außenlastbehälter über die Straße geflogen werden, sagt Einsatzleiter Murböck. Auch am Montag ab 7.30 Uhr wird die B11 (Kesselbergstraße) wieder gesperrt.
Am Mittag ging die Feuerwehr davon aus, dass rund 100 Hektar von dem Brand betroffen sind, sagt Feuerwehr-Sprecher René Mühlberger. Das tatsächliche Ausmaß wird man allerdings erst feststellen können, wenn der Bereich betreten werden kann. Wann das sein wird, ist unklar. Landrat und Kreisbrandrat gingen davon aus, dass der Einsatz mehrere Tage dauern wird. Ist das Löschen aus der Luft beendet, beginnt für die Feuerwehr am Boden die Arbeit. Viele Glutnester befinden sich im Erdreich. Das muss man alles aufmachen, sagt Murböck. Zum Vergleich: Beim Waldbrand am Sylvenstein vor fünf Jahren, als ebenfalls der Katastrophenfall ausgerufen wurde, dauerten die Löscharbeiten fast sechs Tage. Damals brannten 15 Hektar Bergwald.
Bürgermeister Thomas Holz ist vor allem dankbar für die große Einsatzbereitschaft der Rettungskräfte. Es ist erstaunlich, wie schnell die ehrenamtlichen Kräfte in dieser Nacht im Einsatz waren.
Quelle: Veronika Ahn-Tauchnitz, Merkur Online (02.01.17)
Hier ist ein Video über die Ausbreitung des Feuers: