80 Jahre – eine ereignisreiche Zeit liegt hinter der Freiwilligen Feuerwehr Walchensee seit ihrer Gründung im Jahre 1925. Nimmt man alte Chroniken und teilweise handgeschriebene Überlieferungen zur Hand, so ist vieles über den persönlichen Einsatz der Menschen in diesem Ort zu erfahren, die alle durch ihre Mithilfe dazu beigetragen haben, dass sich die Feuerwehr Walchensee zu ihrer heutigen Form entwickeln konnte.
Bis zur Gründung der ortseigenen Feuerwehr musste mit vielen Schwierigkeiten gekämpft werden. Eine Handdruckspritze, die aus dem Besitz eines Professor Schmid stammte, war im Jahre 1910 das einzige Hilfsmittel, das damals den rund 100 Einwohnern von Walchensee zur Feuerbekämpfung zur Verfügung stand. Mit diesem einfachen Gerät versuchte die Walchenseeer Bevölkerung 1910 einem Brand des Hanslbauern-Hofes in Zwergern Herr zu werden. Stolz haben die Menschen anno dazumal in ihren Aufzeichnungen festgehalten: „Mit Hilfe unserer Handdruckspritze wurde das Wohnhaus gerettet.“
Von diesem Zeitpunkt an wurden dann gemeinsame Übungen abgehalten, die, wie den Protokollbüchern zu entnehmen ist, allerdings recht unregelmäßig und auch undiszipliniert abgelaufen sein sollen.
Mit dieser Situation sichtlich unzufrieden, gründete die inzwischen auf das Doppelte angewachsene Bevölkerung von Walchensee (200 Einwohner) kurzerhand am 19. Juli 1925 eine Freiwillige Feuerwehr. Herr Engelmann als Kommandant, Alban Niklas als Vorstand, der Dorflehrer Lahn als Kassier und Schriftführer und Jakob Adlwarth als Zeugmeister legten den Grundstein für die heutige schlagkräftige Feuerwehr. Das erste Feuerwehrhaus wurde in Eigenleistung errichtet. Neben einem Pferdewagen mit handbetriebener Spritze fand in dem Gebäude auch eine Gefängniszelle ihren Platz. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder neue Investitionen notwendig. Die Welt und die Menschheit wurden ständig mit neuen Entwicklungen konfrontiert, die auch neue Gefahren mit sich brachten und damit auch das Einsatzfeld veränderten und die Wehren zu einer verstärkten Schlagkraft forderten. So wurde daher in den 70iger Jahren eine fahrbare Anhängerleiter angeschafft. Zum 50-jährigen Bestehen 1975 erhielt die FFW Walchensee als Ersatz für das alternde Einsatzfahrzeug ein neues LF 8 Einsatzfahrzeug. Zum damaligen Zeitpunkt zählte die Feuerwehr Walchensee bereits 30 aktive Kameraden.
Der Platzmangel zwischen den Geräten und das alternde Gebäudefundament waren letztendlich ausschlaggebend für die Entscheidung, anstatt einer Sanierung des bestehenden Feuerwehrhauses einen Ersatzbau mit einem Mehrzweckraum im Keller und einem Schulungsraum für die Bürger im Obergeschoss zu bauen. Im Jahr 1994 konnte der damalige Kommandant Georg Öttl zusammen mit dem zu dieser Zeit amtierenden Kocheler Bürgermeister Siegfried Zauner den Grundstein für den Neubau legen. Wie schon bei der Errichtung des ersten Feuerwehrhauses zeigte sich auch beim Bau des neuen Gebäudes der einzigartige Zusammenhalt der Einwohner von Walchensee. Durch den tatkräftigen Einsatz der Feuerwehraktiven und zahlreicher Bürger konnte die Gemeinde bei den Baukosten erheblich entlastet werden.
Während bei der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Walchensee und in den Jahren danach ausschließlich die Brandbekämpfung die Aufgabe war, so nimmt die technische Hilfeleistung heute bereits einen erheblichen Stellenwert bei den Einsätzen ein. Daraus ergibt sich natürlich auch ein großer Mehraufwand bei den Gerätschaften und nicht zuletzt auch bei der Ausbildung der jungen Nachwuchskräfte. Aufgrund der exponierten Lage und der damit verbundenen langen Anfahrtsdauer der Wehren aus den umliegenden Orten erschien die Anschaffung eines Tanklöschfahrzeuges als äußerst notwendig und unumgänglich. Im Jahr 1998 ergab sich eine günstige Gelegenheit und es konnte kostensparend für rund 22.000 DM ein komplett ausgerüstetes, 16 Jahre altes TLF 16/25 von der Feuerwehrschule Geretsried erworben werden. Das mittlerweile 30 Jahre alte LF 8 soll voraussichtlich im Jahr 2008 durch ein moderneres Fahrzeug ersetzt werden. Wie immer bei den anstehenden Neuinvestitionen soll auch hier die finanzielle Belastung der für die Einsatzfähigkeit notwendigen Investition für die Gemeinde und ihre Bürger so gering wie möglich gehalten werden.
Die beiden zweifelsohne spektakulärsten Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Walchensee fielen in das Jahr 1990. In diesem Jahr musste im Januar der Brand am Herzogstand und im Herbst der Brand der Herzogstandhäuser bekämpft werden, wobei die hiesige Feuerwehr mit Einsätzen in bisher noch nie dagewesenen Dimensionen konfrontiert wurde.
Am 06. Januar 1990 löste der Abwurf eines brennenden Feuerwerkskörpers durch einen 16-jährigen Fahrgast aus der damals noch bestehenden Herzogstand-Sesselbahn einen nur schwierig zu bekämpfenden Flächenbrand aus. Begünstigt durch die damals herrschende Trockenheit und einer fehlenden Schneedecke breitete sich das Feuer in rasender Geschwindigkeit über den ganzen Fahrenberg aus. Rund 200 Einsatzkräfte stellten sich am Berghang dem vom Aufwind immer wieder neu angefachten Feuer. Sie erhielten Unterstützung von Bundeswehrhubschraubern aus der Luft gegen die übermächtigen Flammen, die aus Glutnestern immer wieder aufflammten. In der Nacht zum 08. Januar kam nach ununterbrochenem zweitägigem Einsatz ein Wetterumschwung der Mannschaft zu Hilfe. In wenigen Stunden fiel rund ein dreiviertel Meter Schnee, der mithalf den überdimensionalen Flächenbrand schließlich zum Großteil einzudämmen. Aber selbst nach 14 Tagen waren die Feuerwehrler noch damit beschäftigt, immer wieder auflodernde Glutnester unter den Wurzelstöcken der Bäume zu bekämpfen. Noch heute machen sich im Waldbestand am Fahrenberg Spätfolgen dieser Brandkatastrophe bemerkbar.
Im Herbst des gleichen Jahres folgte dann der Brand der damaligen Herzogstandhäuser. Nachdem die Ausbreitung des Feuers durch die exponierte Lage des Brandobjektes lange unbemerkt blieb, hatten die Männer der Feuerwehr bei ihrem Eintreffen am Einsatzort keine Chance mehr, den Brand einzudämmen. Die Häuser brannten bis auf die Grundmauern nieder. Diesem Ereignis ist die Neuerrichtung des heutigen Herzogstandhauses durch Altbürgermeister Siegfried Zauner zu verdanken.
Einen Großeinsatz ganz anderer Art hatte die Freiwillige Feuerwehr Walchensee bei einem Hochwasser im August 2005 zu leisten. Ein Starkregengebiet, das sich über dem Werdenfelser Land ergoss und das über 24 Stunden zu Niederschlägen von 200 l/m² führte, ließ den Dainingsbach im Ortsgebiet von Walchensee zu einem reißenden Gewässer anschwellen und über die Ufer treten. Die Wohngebiete „Dainingsbachweg“ und „Am Tannenweg“ wurden überflutet. Die Freiwillige Feuerwehr Walchensee war selbst mit ihren 35 Aktiven rund um die Uhr im Einsatz und wurde bei ihrer Arbeit dankenswerterweise von mehreren Feuerwehren aus dem Landkreis Bad Tölz und den umliegenden Landkreisen unterstützt. Rund 200 Einsatzkräfte versuchten, die Hochwasserschäden in den betroffenen Wohngebieten zu beheben und noch größeren Schaden abzuwenden. Diese jüngste Erfahrung mit Hochwasser wird auch das zukünftige Konzept der Feuerwehr beeinflussen und sich auch auf Einsatzplan und Geräteinvestitionen auswirken.
In einem kleinen Ort wie Walchensee ist es zweifellos eine schwierige Aufgabe, immer wieder neue Einsatzkräfte für ihren Dienst zu gewinnen. Die Erwartungen werden hoch angesetzt, die Verantwortung verteilt sich auf wenige, dadurch steigt die Belastung des Einzelnen. Doch ein Teil der Bürger dieses Ortes ist erfreulicherweise stets bereit, von den wenigen freien Stunden, die neben Beruf und Familie noch übrig bleiben, sich dieser Aufgabe zum Wohle der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.
Besondere Anerkennung verdienen die Vorstände und Kommandanten, die seit Gründung der Feuerwehr Walchensee gewissenhaft ihre Ämter wahrnahmen und damit maßgeblich zum Fortbestand der örtlichen Feuerwehr über die Jahrzehnte hinweg beitrugen. Dies waren als Vorstände und Kommandanten von 1925 bis 1931 die Herren Niklas und Englmann, von 1931 bis 1934 Georg Öttl I und sein Kommandant Englmann, von 1934 bis 1939 Georg Öttl II und auch weiterhin Kommandant Englmann. Ab 1939 sprechen die Aufzeichnungen vom Kommandanten Georg Presser. Nach Beendigung des Krieges übernahm Georg Öttl II das Kommandantenamt. Bei Neuwahlen 1950 wurde Alfons Englbrecht zum Kommandanten berufen. 1964 übernahm Walter Pangerl sen. die Aufgabe des 1. Kommandanten, Georg Öttl III stand ihm als Stellvertreter beiseite. 1974 wurden bei den Neuwahlen die Rollen getauscht und Georg Öttl III als Kommandant und Walter Pangerl sen. als sein Stellvertreter bestätigt. Nach 3 Jahren wurde Pangerl von Georg Willibald abgelöst. 1984 wurde Georg Öttl wieder als Kommandant und Hans Rieger als Stellvertreter gewählt. 1996 folgte Richard Öttl als 1. Kommandant ins Amt, zum Stellvertreter wurde Walter Pangerl jun. berufen.
Viele ältere Bürger reden oft von der „guten alten Zeit“ in der alles noch ruhiger ablief, wo Gemütlichkeit, Gemeinsamkeit und die Familie groß geschrieben wurde – wie bei unserer Feuerwehr vor 80 Jahren.
Der Leitspruch der Walchenseer Feuerwehr unter Führung des derzeitigen Kommandanten Richard Öttl ist die Bewahrung dieser Gemeinsamkeit und des Zusammenhaltes aus früherer Zeit und dennoch den aktuellen Ansprüchen gewachsen zu sein.
Wenn alle gemeinsam dieses Ziel verfolgen, dann können wir einer erfolgreichen Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr Walchensee entgegenblicken – im einsatztechnischen aber vor allem auch im menschlichen und kameradschaftlichem Bereich, denn:
Was wir heute tun,
Richard Öttl, 1. Kdt. der Freiwilligen Feuerwehr Walchensee 1996-2008
entscheidet,
wie die Welt von
morgen aussehen wird!
Am 01.08.2009 wurde das neue HLF 10/6 mit kirchlichem Segen offiziell seiner Bestimmung übergeben. Das über 30 Jahre alte LF 8 wurde gleichzeitig aus dem Dienst der FF Walchensee genommen. Mit diesem neuen Fahrzeug und mit den in diesem Zusammenhang auf den neuesten Stand gebrachten Gerätschaften ist die Walchenseer Wehr für zukünftige Aufgaben wieder bestens gerüstet.
Klaus Melf jun., 1. Kdt. der Freiwilligen Feuerwehr Walchensee